in-leben

inle

artwork: joerg huber

Gesendet: Montag, 03. Juni 2013 um 19:24 Uhr
Von: rainer.elstner@orf.at
An: tontraeger@gmx.at
Betreff: frage zu inleben

lieber peter,

hab hier die schöne inleben-cd vor mir liegen…
warum sieht die zusammenstellung der stücke so aus, wie sie jetzt ist? 🙂
also warum gerade jetzt stücke von 2003-2007?
möcht gern was draus spielen im zeit-ton am mittwoch.
liebe grüße!
rainer

Rainer Elstner
Musikredaktion Ö1

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Von: tontraeger@gmx.at [mailto:tontraeger@gmx.at]
Gesendet: Dienstag, 04. Juni 2013 03:48
An: Elstner Rainer – HD 3; rabl@canto-crudo.at
Betreff: Aw: frage zu inleben
geschaetzter rainer,
der entschluss diese stuecke zu, auf einem ‚tontraeger‘ zu veroeffentlichen ist eigentlich entstanden aus zweierlei bewegruenden.
den anstoss, war basierend auf eine mail (2006), als ich das elak abgeschlossen habe, von guenther rabl, betreff ‚unserer‘ musikergewerkschaft, der ‚akm‘.
und zwar folgend:
Offenes Schreiben an die Verwertungsgesellschaft, der anzugehoeren mir mangels Alternativen nicht erspart bleibt:
Staatlich genehmigte Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger
AKM – registrierte Genossenschaft mit beschraenkter Haftung
Werte beschraenkte Mithaeftlinge !
In den Abrechnungsregeln (gueltig ab Jaenner 2006) findet sich unter „Einstufung und Spezialabrechnung nach Sparten“, auszugsweise, folgender Verteilungsschluessel:
Unterhaltungsmusik … in einfacher Art und Form : 1 Punkt
ernste Musik, partiturmaessig 1-2 Stimmen: 2 Punkte
ernste Musik, partiturmaessig 3-9 Stimmen: 2 1/2 Punkt
ernste Musik, partiturmaessig ab 10 stimmen: 3 Punkte

Audiokunst
Audiokunst ist synthetisch erzeugtes oder elektronisch verarbeitetes konkretes Klangmaterial, entweder direkt auf Tontraeger fixiert oder „live“ im Konzert … generiert und/oder live zugespielt. Diese Werke werden mit „1“ eingestuft und gelten partiturmaessig als eine Stimme. Auf Antrag des Komponisten und bei Vorlage von Dokumentationsmaterial kann ein solches Werk je nach Komplexitaet und Reichhaltigkeit des Werkes von der Einstufungskommission mit „1“ bis „3“ eingestuft werden. In die Kategorie der Audiokunst fallen auch alle Werke der elektroakustischen Musik.
Die Kommission bestimmt, in welche Sparte das Werk zuzuordnen ist. Damit kann ein Audiokunstwerk, das der E-Musik zuzuordnen ist, auch mit „1“ bzw. „1,5“ eingestuft werden.
Die Kommission fuer musikalische Einstufung setzt sich, laut Auskunft der Gesellschaft zur Zeit aus folgenden Personen zusammen:
MITGLIEDER
Prof. Kurt BRUNTHALER
O.Univ-Prof. Ivan EROED
Prof. Gerhard HEINZ
Dr. Paul HERTEL
Edith Michaela KURPKA-DORNAUS
Prof. Robert OPRATKO
o.Univ.-Prof. Kurt SCHWERTSIK

ERSATZMITGLIEDER
o.Univ-Prof: Richard DAENSER
Guenther MOKESCH
Rens NIEUWLAND
Helmuth PANY
Prof. Kurt RAPF
Prof. Hans SALOMON
O.Univ.Prof. Erich URBANNER

Ich habe dazu folgendes zu sagen:
Als Komponist von elektroakustischer – und ausschliessslich elektroakustischer – Musik, gehoeren meine Werke gemaess diesen Abrechnungsregeln eindeutig in die Kategorie ‚Audiokunst‘ und sind demnach mit „1“ zu bewerten.
Es faellt mir nicht im Traum ein, einen Antrag auf hoehere Bewertung zu stellen, auch dann nicht, wenn sich die Kommission zur musikalischen Einstufung aus Personen zusammensetzt, deren Kompetenz hinsichtlich der Beurteilung von elektroakustischer Musik in Fachkreisen, denen anzugehoeren mir leider verwehrt ist, ausser Zweifel steht. Ich betrachte es, im Gegenteil, als eine Ehre, wenn meine Werke mit Unterhaltungsmusik („in einfacher Art und Form“) gleichgestellt werden. Denn, die mir einzig wichtige Unterscheidung in experimentelle und spekulative *) Musik wird dadurch nicht im Geringsten tangiert.

Ich moechte aber ausdruecklich betonen, dass meine Akzeptanz der Kategorie „Audiokunst“ ungefaehr soviel Bekenntnischarakter hat, wie Galileo Galilei’s Bekenntnis, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Was wirklich Musik ist, darueber entscheidet kein Gesetzgeber und keine Kommission der Welt. – Darueber entscheidet nach wie vor, einzig und allein, die erste Muse selbst.

Man kann eben tatsaechlich nicht, wie Schoenberg schon sagte, im selben Geschaeft Hosenknoepfe und Diamanten verkaufen. Wobei meine persoenliche Sympathie und Wertschaetzung allemal mehr den nuetzlichen Hosenknoepfen gilt, als selbsternannten Diamanten.

Guenther Rabl
*)
Spekulative Musik – Musik, die nicht um ihrer selbst Willen gschaffen wird, sondern zu irgend einem bestimmten Zweck, zum Beispiel dem, damit Geld zu verdienen, unabhaengig davon, ob dieser Zweck erreicht wird oder nicht; und unabhaengig von der Komplexitaet und („partiturmaessigen“) Stimmenanzahl.

da die ‚miniaturen‘ und ‚cut04′ auf den elak-samplern veroeffentlicht wurden, die ’seidenschere‘ u.a. im ‚iem-graz‘ aufgefuehrt wurde und ein ‚bruchteil‘ von ‚inleben‘ international, im rahmen einer installatioin, auf tournee gewesen ist, war fuer mich 2007 klar, dass die zeit reif war und ich diesem prozedere nachgehen bzw. guenthers mail in der praxis durchexerzieren musste.
im wissen, dass fast alle stuecke (ausser ’sehermans sadness) als ‚elektroakustische werke‘, von musikern vom fach, als solches anerkannt waren und gestaerkt mit dem satz, den mir guenther mitgegeben hat „der tontraeger ist das werk selbst“, stellte ich mich dieser ‚fachkommission‘.
nach ueber einem jahr korrespondenz, einspruechen und gesprachen, musste ich zu kenntnis nehmen, dass meine musikervertretung, meine werke nicht als musik sondern als KUNST dekleriert (s. anhang), welches natuerlich vielerlei konsequenzen hat und wiederum die ‚formellen‘ fragen aufwirft, die in guenthers mail beschrieben werden.
nachdem die ‚werke‘ zeitlich, inhaltlich aber auch musikalisch ein gesamtbild dieser schaffensperiode bilden, sowie alle elektroakustischen grundtechniken in sich bergen und darueber hinaus diesen ‚versuch‘ dokumentieren, war es nur konsequent diese auch in dieser konstellation zu veroeffentlichen:
als ‚electroacoustic music 2003-2007‘
folglich auch, guenther rabl zu fragen, ob er auf seinem label ‚canto-crudo‘ veroeffentlichen wuerde. dieser sagte sofort zu und begleitete die produktion auch fast bist zum ende und ist/war ein essenzieller foerderer, berater und gestalter dieser cd, auch wenn sie schlussendlich bei ‚ostblock rekords‘ veroeffentlicht ist.
das erste mastering erfolgte dann im februar 2009 und guenther haette auch schon produzieren wollen, allerdings hatte ich noch inhaltliche einwaende bei den zentralen werken ‚inleben‘ und der ’seidenschere‘, auch wenn diese sehr gering waren.
die minimalen eingriffe stellten sich allerdings als grosse herausforderung heraus, die die produktionszeit der einzelnen stuecke bei weitem uebertraff, auch wenn sie kaum hoerbar sind.
schlussendlich kam es nach 2 1/2 jahren zum naechsten mastering und wir begannen mit dem ‚produktionsprozess‘ (texte, layout, artwork…)…
wie oft sich die frage gestellt hat „ist den diese cd noch ueberhaupt aktuell, soll sie den noch veroeffentlicht werden ?“ sei nur insofern beantwortet, dass das hoeren der ‚master-cd‘ diese frage immer beantwortet hat und ueber all die jahre nie in frage gestellt wurde (weder von mir noch von guenther) und schlussendlich heuer die werke der aktualitaet/vergaenglichkeit uebergeben werden, zum richtigen zeitpunkt, ganz aktuell.
da sie erst jetzt reif sind bzw jahrelanger ueberpruefung stand hielten
die geschlossenheit der gesamten inleben-cd, war auch mit keinem neuen ’stueck‘ bei-zu-kommen und muss wohl eine neue zusammenstellung ergeben (hoffentlich vor 2020!?!)…
ist aber schlussendlich nur eine konsequente manifestation der veroeffentlichungs-odysee, altes abzuschliesen in der zeit die es braucht um neues zu beginnen.
herr ueber mein eigenes geistige eigentum zu sein und nicht mehr zu meldung verpflichtet sein, einer gesellschaft gegenueber, die sich hauptsachlich selbst bedient und nicht den vielen kleinen musikern verpflichtet ist, die sie tragen.
2013 wird die verwertung der wertlosigkeit uebergeben !!!

ich hoffe, ich konnte einwenig deine frage beantworten und viele neue fragen aufwerfen…
weiters eine kleine anfrage, ob ich deine mail mit meiner antwort, SO, áls kleines preview zur ganzen geschichte, auf meine homepage stellen darf ?
mit herzlichen sirenen und dank fuer resonanz
peter seher

Bild2328 familie + grabungsteam am haus&hof/fest 2011

fam.: claire jones,       lena seher, ingeborg seher

grabungsteam: andre tschapeller,          richard drotleff       peter seher (photo)

grabungsleitung: paul gleirscher (abt. ur und fruehgeschichte lmk)

 

Gesendet: Dienstag, 04. Juni 2013 um 11:37 Uhr
Von: rainer.elstner@orf.at
An: tontraeger@gmx.at
Betreff: AW: frage zu inleben

klar darfst du deinen text auf deine homepage stellen 😉

Gesendet: Dienstag, 04. Juni 2013 um 12:07 Uhr
Von: rainer.elstner@orf.at
An: tontraeger@gmx.at
Betreff: AW: frage zu inleben

liebe peter,
u.a. diese frage, die stellt sich mir noch::-)
ist die cd quasi so spät erscheinen, weil sich die einstufungs-frage so gezogen hat?
oder will die cd diesen langen prozess dokumentieren bzw. als abschluss des prozesses fungieren?
liebe grüße!
rainer

hallo rainer,
…nein, der spaete fertigstellunstermin ist einzig auf die langwierige produktionsphase und letztliche fertigstellung des ‚tontraegers‘ mit booklet zurueck zu fuehren…
die einstufung war im winter 2008 (nach 1 1/2 jahren) abgeschlossen und ist nicht grund fuer die spaete veroeffentlichung.
die cd ist der abschluss, einer ‚idee‘ die mir aufgrund guenther rabls mail entwuchs und ist natuerlich auch einwenig dokument/abschluss dieses prozesses;
primaer jedoch: konsequentes festhalten an einer idee und antwort.
mit freundlichen herzlichkeiten
peter
ps. …ich meinte natuerlich mit deiner ‚mailanfrage‘ meinen text veroeffentlichen…

Von: tontraeger@gmx.at [mailto:tontraeger@gmx.at]
Gesendet: Dienstag, 04. Juni 2013 14:29
An: Elstner Rainer – HD 3
Betreff: Aw: AW: bitte zu zeitton

lieber rainer,

…wichtiger als akm, mithras & co waere mir ein hinweis auf das cd&release/fest (cd-praesentation) am 10ten im rhiz (siehe. beiblatt bei der aussendung, rhiz.org  oder porzellanland.net), das wird wieder ganz was anderes und ‚fast‘ alles von der cd auf den kopf gestellt (zumindest musikalisch…)…

besten dank nochmals fuers interesse

peter

musil&seher/fraunberger